„Es war ein in jeder Hinsicht großartiges mehr als zweieinhalbstündiges zu Herzen gehendes Erlebnis mit einem puristisch-intimen Charakter auf hohem Niveau.“ (Artikel RZ vom 29.12.2018; Text / Foto: Elvira Bell)

„Jürgen Radermacher begeisterte mit seiner langjährigen musikalischen Weggefährtin Jeanette Latus (Gesang, Klavier) und Natalia Kazakova (Cello, Cajón) die Konzertbesucher in Ettringen.“ Elvira Bell

„Ettringen. Jürgen Radermacher sorgt mit seiner langjährigen musikalischen Weggefährtin Jeanette Latus (Gesang, Klavier) und Natalia Kazakova (Cello, Cajón) auf zahlreichen größeren Bühnen für Furore. In seiner Heimatgemeinde war der bekannte Sänger, Songwriter und Gitarrist jedoch noch nie aufgetreten. Das änderte sich am Donnerstagabend beim traditionellen „Konzert zwischen den Jahren“ des Kulturellen Förderkreis  Ettringen. Im vollbesetzten Saal des Gemeindehauses präsentierte der gebürtige Ettringer mit seinen kongenialen musikalischen Freunden erstmals seine Clouedo-Kompositionen und auch gecoverte Songs deutschsprachiger Liedermacher.  Und um es gleich vorweg zu nehmen: Es war ein in jeder Hinsicht großartiges mehr als zweieinhalbstündiges zu Herzen gehendes Erlebnis mit einem puristisch-intimen Charakter auf hohem Niveau. Das Trio verstand es von Beginn an eine ganz besonders persönliche und eigene Atmosphäre zu schaffen und wusste die volle Aufmerksamkeit der Zuhörer –viele kennen Radermacher seit Kindertagen – bei diesem Hautnahkonzert auf der liebevoll gestalteten Bühne sehr zu schätzen. Das Besondere: die Drei beherrschen voller Spielfreude das harmonische Zusammenspiel bis zur absoluten Perfektion. Die Lieder sprechen an. Clouedo animiert das Publikum, wie etwa bei „Lass mi amoi no d’Sun aufgeh segn“ und es macht dankend mit. Jede Handbewegung, jedes Signal, jeder noch so schwierige Refrain findet vollen Anklang und Begeisterung. Das Publikum schnippt, wippt, singt, hebt die Hände oder winkt wie einige im hinteren Bereich der Location mit beleuchtenden Handys.

Gewandt brachte Radermacher mit seinen Worten und Liedtexten mit viel Gefühl Dinge zur Sprache, über die andere Menschen oft nur nachdenken. Ihm gelingt ein genialer Balanceakt –  ohne jeglichen Kitsch und ohne jegliche Besserwisserei. Besonders angesprochen fühlte sich das Publikum von „Lena“, einfühlsam gesungen von Jeanette Latus. Das Lied erzählt von dem Schicksal einer jungen Frau, die am Rande der Gesellschaft im eiskalten  Winter zwischen nackten Mauern lebt. Sie träumt von einer Welt, in der es Gerechtigkeit gibt. Auch von „Fahr mich irgendwo hin, wo ich allein mir dir bin“ – einem weiteren Song aus der Feder von Radermacher fühlte sich das Publikum angesprochen und berührt. „Einige Sequenzen unseres Videos zu dem Song haben wir seinerzeit in der Laacher-See-Region auf dem Stoppelfeld in Ettringen aufgenommen. Ihr könnt das Video im Internet anschauen.“  Gespannt lauschte das Publikum auch den weiteren „eigenen“ Songs „Morgen“, „Halt mich fest“ „Komm’ gib mir einfach deine Hand“, „Geplatzte Träume“ und „Spuren im Sand“, in denen im Kern  Höhen und Tiefen des Lebens und der Liebe feinfühlig und sentimental beschrieben werden. Die Gäste begegneten auf der musikalischen Zeitreise auch Stücken von Reinhard Mey, Klaus Hoffmann und Niels Frevert. Mit einem Stück von BAP „Noh all dänne Johre“ bereicherte der Gitarrist und Sänger Hermann Still aus Mülheim-Kärlich das Programm.  „Das Lied ist eigentlich symbolisch für mich. Nach langer Zeit bin ich zurück in meine Heimat  gekommen und darf hier und heute auftreten. Noh all dänne Johre“ klingt, wie ich finde, ein wenig wie Ettringer Platt. Tief in meinem Herzen bin ich ein Ettringer geblieben!“ Auf den Abend hatte sich Jürgen Radermacher riesig gefreut. „Ich würde gerne wiederkommen“, sagte der seit 35 Jahren in Nickenich lebende  Vollblutmusiker nach vier Zugaben. Die Zuschauer lächelten zustimmend. Sie glauben ihm aufs Wort.

Nur einige wenige Meter vom Gemeindehaus entfernt befindet sich die Schule, in der Jürgen Radermachers musikalische Wurzeln liegen. Im Musikunterricht habe er „Wenn die bunten Fahnen wehen“ vorsingen müssen, erzählte er während des Konzertes. Nicht nur der 60-jährige Künstler, sondern auch seine Klassenlehrerin Getrud Jax, die ebenfalls unter den Konzertbesuchern weilte, erinnerte sich noch gut daran.  Das musikalische Stelldichein am „dritten Weihnachtstag“ krönte zweifelsohne die drei in diesem Jahr vom Kulturellen Förderkreis Ettringen initiierten Veranstaltungen.“

Text / Foto: Elvira Bell

 

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